Radegundis-Wellenburg Augsburg

Radegundis-Wellenburg Augsburg

Ausloberin/Auftraggeberin: Stadt Augsburg
Wettbewerbsart: Mehrfachbeauftragung
Projektgebiet: Südwestlicher Rand des Stadtgebietes Augsburg, Radegundis - Wellenburg
Bearbeitungszeitraum: 2017
Rang: 1. Preis

Wettbewerbsaufgabe: Auf dem ehemaligen Sägewerksgelände zwischen Wellenburg und Radegundis haben sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte gewerbliche Nutzungen immer weiter verfestigt. Aus stadtplanerischer Sicht ist die ungeordnete Entwicklung in diesem Bereich kritisch zu betrachten. Der Stadtrat der Stadt Augsburg hat sich bereits mehrfach mit dieser Fehlentwicklung befasst, zuletzt in der Sitzung des Bau- und Konversionsausschusses am 16.06.2016. Dabei wurde die Verwaltung beauftragt zur Erlangung einer Planungskonzeption im Sinne einer Alternativenauswahl eine Mehrfachbeauftragung durchzuführen. Thema der Aufgabe ist im Wesentlichen ein städtebaulicher Entwurf für qualitätvolle Wohnbaustrukturen westlich und östlich der Radegundisstraße im Spannungsfeld zwischen baulicher Entwicklung, Landschaft, Naherholung und Denkmalschutz. Zudem sind Ideen für eine Nachnutzung der Fuggerschen Ökonomiegebäude im südlichen Bereich des Plangebietes gefragt. Dabei gilt es insbesondere die wertvollen landschaftlichen Gegebenheiten und Qualitäten im Bereich des Plangebietes sowie die besonderen historischen und denkmalpflegerischen Belange des Ortes zu beachten.

 

 

Leitidee: Frei nach dem Landschaftsarchitekten Gerd Aufmkolk ist Landschaft in Ihrem Wesen immer ein kulturelles Erzeugnis. Die Kulturlandschaft im Umfeld des Plangebietes, die weiträumige nacheiszeitliche Schotterebene von Augsburg ist geformt durch die intensive landwirtschaftliche Bearbeitung: Acker- und Wiesenflächen sind deutlich geometrisch gegliedert durch streng lineare Elemente wie Entwässerungsgräben, regelhafte Flurgrenzen, Straßenführungen und nicht zuletzt durch die dominante Struktur der historischen Linden-Allee und zahlreiche Pappelreihen entlang der Entwässerungsgräben. Diese spürbar strukturell geordnete Ebene wird begrenzt durch den Anstieg zum ersten bewaldeten Höhenrücken des Naturparks westliche Wälder, einer hügeligen, von der Forstwirtschaft beeinflussten Landschaft.

Die in dieser gewachsenen Kulturlandschaft bestimmenden Wesensmerkmale der Linearität werden im anstehenden weiteren Schritt der neuzeitlichen Überformung bzw. baulichen Ergänzung transformiert und als Grundstruktur für die Weiterentwicklung der Landschaft übernommen: In ebenfalls streng linearer Anordnung wechseln Gebäudegruppen und Freiflächen wie die in unterschiedlicher Intensität und Nutzung bearbeiteten Flurstücke der Ebene. Zwischen den streng geordneten Bauflächen liegen die durch die Gebäudestellung klar abgegrenzte Freibereiche, deren „Bearbeitung“ nun in Form von Privatgärten zu denken ist. In ihrer Mitte werden ähnlich den bestehenden Drainagegräben schmale Bachläufe für die Oberflächenentwässerung geführt. Die gerade Linienführung der Radegundisstraße wird in ihrem historischen Verlauf beibehalten.

Die davon abzweigenden, kurzen Erschließungsstiche folgen der linearen Grundstruktur und weiten sich leicht zu einem kleinen Nachbarschaftsplatz. In der Höhenlage werden sie an das Straßenniveau angebunden und setzen sich somit leicht gegenüber der umgebenden Ebene ab. Die Wohnbebauung reiht sich städtebaulich durch Vorgabe einer durchgehenden Baukante trotz großzügiger Einfamilienhausbebauung in flächensparender Form. Westlich der Radegundisstraße werden Mehrfamilienhäuser situiert, die die Nahtstelle zwischen Ebene und Hügellandschaft Westliche Wälder markieren.

Räumlich zugeordnet wird die geplante Wohnbebauung an den Weiler Radegundis, der als bestehender Siedlungskern eine schrittweise Erweiterung erfährt. Die topographisch, typologisch und historische Einzelstellung der Fuggerschen Schloßanlage bleibt erhalten und wird durch den deutlichen baulichen Abstand der Neubebauung noch weiter betont. Auch die zuführende Lindenallee wird durch bewusstes deutliches Absetzen der bestehenden Pappelreihe freigestellt und in Ihrer Prägnanz gestärkt. Abschluss findet die Bebauung im Süden durch ein weiteres „bearbeitetes Flurstück“ mit einer locker gepflanzten Streuobstwiese, die auch Spielflächen aufnehmen kann. Im Osten begleitet der geometrisch gefasste Saum einer Wildblumenwiese den bestehenden Naherholungsweg.

Durch den deutlich gesetzten Abstand der Neubebauung zum historischen Ensemble des Fuggerschlosses bleibt die historische Alleinstellung des Ensembles in vollem Umfang gewahrt. Eine Umnutzung der leerstehenden Ökonomiegebäude ist damit sowohl für eine öffentliche Nutzung als auch für gewerbliche oder eventuell Wohnnutzung für einen besonderen Personenkreis
möglich.

Über Lars Consult

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